Der Autor Tobias Jochheim ist fasziniert von der Vitalität und Kraft, die Rosemarie Achenbach ausstrahlt. Ja sogar von Jugendlichkeit spricht er, wenn er den ersten Eindruck dieser besonderen Frau beschreibt. Sie erzählt von langen Tagen am Laptop und langen Nächten vor dem Fernseher. Man könnte sie für eine gewissenhafte junge Studentin halten, doch Achenbach ist heute 90 Jahre alt.
1943 begann sie in München ein Studium der Psychologie, Psychiatrie und Philosophie, doch sie wird schon ein Jahr später als Psychologin ins besetzte Posen geschickt. Sie erlebt Flucht und Bombennächte, schließlich den Wiederaufbau, bekommt drei Kinder und arbeitet als Pfarrersfrau und Bezirksvorsitzende der Frauenhilfe. Als ihr Mann 2003 stirbt, hat sie plötzlich viel Zeit und Freiheit. Sie beschließt, wieder an die Uni zu gehen.
Mit 80 Jahren schreibt sich Achenbach für einen Philosophie-Magister ein und schließt ihn in der Regelstudienzeit ab. Jetzt darf sie sich „Magister Artium“ nennen, doch das reicht der wissbegierigen Frau nicht: Nächster Schritt ist ihre Doktorarbeit, die die Philosophie des Todes im 20. Jahrhundert zum Thema haben soll. Wie aber ist ihr eigenes Verhältnis zum Tod? Der Autor will wissen, wie es für sie ist, dass viele ihrer Bekannten bereits gestorben sind, während sie noch lebt. Ihre Antwort: “Nehme ich zur Kenntnis. Weiß aber auch, dass es ganz plötzlich zu Ende gehen kann, jeden Tag. Darauf bin ich eingestellt.“
Über die zahlreichen Möglichkeiten, im Alter ein Studium zu beginnen, informiert das Portal senioren-studium.de.
Foto: flickr/rhodesj (CC-Lizenz BY 2.0)
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