"Die Noten für Heime haben bislang nichts gebracht"

Wie kann es eigentlich sein, dass ein gescheitertes Vorgehen über Jahre weiter praktiziert wird? Die Rede ist von den inzwischen mehr berüchtigten als berühmten MDK Noten. Selbstverständlich muss Pflege den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Das setzt heutzutage jeder voraus, aber die Noten des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) sind mittlerweile kaum noch eine große Hilfe als Entscheidungs- und Unterscheidungskriterium. Denn die fast durchweg guten Noten (bundesweiter Durchschnitt 1,3) entsprechen nicht automatisch auch der Realität. Ein Beispiel: Erhält eine Einrichtung eine Gesamtnote von 1,1, wurde diese aus insgesamt 59 Kriterien des MDK ermittelt - schlechte Pflege kann hierbei beispielsweise mit einer Blumen-Dekoration ausgeglichen werden. Außerdem wird bei diesem sogenannten Pflege-TÜV lediglich die Pflege-Dokumentation geprüft, ohne weitere entscheidende Kriterien miteinzubeziehen. Die Erfahrung und die Meinung der Betroffenen bleiben bei der Bewertung der MDK beispielsweise völlig außen vor. Genau diese Erfahrungen enthalten aber wichtige Informationen.

Der Süddeutsche Redakteur Guido Bohsem befragt heute in der Süddeutschen Jens Spahn von der CDU. Herr Spahn war es, der damals in der großen Koalition mit Karl Lauterbach (SPD) die gesundheitsploitische Agenda ausgearbeitet hat. Nun kämpt er für eine Abschaffung der MDK Noten: "aus heutiger Sicht muss man feststellen, dass das System der Pflegenoten gescheitert ist. Der enorme bürokratische Aufwand ist bei den Pflegekräften zu Recht verhasst. Sie müssen jeden Tag viel an Dokumentation ausfüllen für ein unbrauchbares Nonsens-Ergebnis. Denn fast jede Einrichtung in Deutschland hat die Note eins. Es glaubt doch kein Mensch, dass die Heime alle gleich gut sind! Erst kürzlich musste in Bonn ein Heim wegen eklatanter Mängel geschlossen werden, das die Pflegenote eins hatte. Da passen Ergebnis und Aufwand nicht zusammen."

Auf die Frage, ob die Politik nicht Konsequenzen ziehen müsse meint Jens Spahn: "Ja, klar. Wenn etwas nach all den Jahren nicht klappt, dann sollten wir es einfach mal streichen. Das System der Pflegenoten hat bei maximalem Aufwand und Ärger bisher nichts, aber auch gar nichts gebracht."

Seiner Auffassung nach solle der Medizinische Dienst der Krankenkassen aber weiterhin Kontrollen durchführen, nur statt der Noten die Prüfberichte in verständlicher Form veröffentlichen.

Wir von werpflegtwie finden, das hört sich gut an! Weg mit den Noten und Prüfberichte in verständlicher Form - erhoben von Experten der Krankenkassen - veröffentlichen, ergänzt durch Berichte der wahren Experten auf werpflegtwie. Die wahren Experten sind nämlich die Pflegebedürftigen selbst, die Angehörigen und die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter in der Pflege. 

Sie lasen oben Auszüge aus unserer Pressemitteilung "Was macht gute Pflege wirklich aus?".

Lesen Sie den Artikel zum genannten Interview auf Süddeutsche Online "CDU-Experte nennt Pflege-TÜV "Desaster". Das Ganze Interview gibt es in der heutigen Print-Ausgabe der Süddeutschen.

Foto Quelle: Team Spahn

 

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