Kräftig durch's Leben!

 

Der Wandel der Ansichten

Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich noch auf der Theorie ausruhte, dass ab 50 Jahren sowieso alle Kurven nach unten zeigen. „Wozu noch die Mühe? Wozu Training und neue Impulse?“, hieß es oft. - Heute weiß man, dass der Mensch bis in das hohe Alter großen Einfluss auf die körperlichen, geistigen und sozialen Parameter des eigenen Wohlbefindens besitzt. Jeder hat es selbst in der Hand, und das nicht nur bis 50!

In der Wissenschaft hat sich nun längst diese Auffassung verbreitet: Im Alter können Kompetenzen durch Training erhalten und durch die Lebenserfahrung sogar noch gesteigert werden. Durch die Integration der geistigen, körperlichen und sozialen Kompetenzen in den Alltag und in entsprechende Strukturen können diese dann sogar lange bewahrt werden.

 

Mit Sport gegen die Pflegebedürftigkeit

Aber wie heißt es? „Von nichts kommt nichts!“  - Etwas differenzierter drückt es Prof. Albert Gollhofer aus: „Insgesamt gibt es in der Sportmedizin und der Trainingswissenschaft eine klare Trendwende. Früher hat man bei älteren Menschen die Organe eher geschont. Heute weiß man, dass die biologischen Systeme bis ins hohe Alter trainierbar sind.“ Gollhofer, Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, spricht sich in diesem Zusammenhang klar für Krafttraining im Alter aus. Bei regelmäßigen Einheiten, seien die Vorteile kaum von der Hand zu weisen:

  • Lebensqualität ist eng gekoppelt an körperliche Leistungsfähigkeit

  • Durch Krafttraining kann dem Muskelabbau und damit auch der Übergewichtigkeit vorgebeugt werden

  • Geringere Sturzanfälligkeit durch trainierten Stützapparat

  • Höhere Mobilität

  • Besserer Gleichgewichtssinn durch regelmäßige Übungen

  • Und nicht zuletzt: eine höhere Lebenserwartung

(Für detaillierte Ausführungen dieser Punkte, klicken Sie hier.)

 

Die Praxis hinkt hinterher

Während man in der Wissenschaft  wohl niemanden mehr von diesen deutlichen Vorteilen überzeugen muss, so hängt die Praxis deutlich hinterher. Nicht nur Personen höheren Alters, nein auch jüngere Pflegebedürftige werden nicht ausreichend gefördert, wenn es um die (Wieder)Herstellung ihrer Kräfte geht. In erster Linie liegt es natürlich am Individuum, das eigene Leben aktiv zu gestalten. Entsprechende Unterstützungen aus der Gesundheitspolitik wären dabei aber durchaus hilfreich! Und damit sind keine Reha-Maßnahmen gemeint, die an viel zu später Stelle greifen, sondern die Förderung präventiver Maßnahmen.

Der Teufel steckt in diesem Falle in der Struktur des deutschen Gesundheitssystems: Für kranke und schwache Personen erhalten die Pflegeheime schlicht weg mehr Geld, als für einen (eher) gesunden Bewohner. So fehlen die Anreize, kraft- und damit gesundheitsfördernde Maßnahmen zu unterstützen.

 

Appell an Gesundheits- und Pflegepolitik

Auf allen Kanälen dröhnt das Mantra des demografischen Wandels: Überlastete Pflegeheime, multimorbide Bewohner  etc. - Hier tut man so, als sei das alles die Überraschung des Jahrhunderts. Dabei ist dies lediglich logische Konsequenz einer Gesundheits- und Pflegepolitik, die an Ignoranz schwer zu überbieten ist.

Eine ähnliche Studie der Sporthochschule Köln belegt ebenfalls, dass nicht das biologische Alter, sondern eine inaktive Lebensweise der Hauptgrund für Leistungseinbußen im mittleren Lebensalter und damit auch im Alter ist. Lesen Sie hier mehr.

 

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Foto: Flickr/ Rob124 (CC-Lizenz BY 2.0)

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