"Kommunikation ist der beste Weg, um die Verbesserung einer bestimmten Situation zu erreichen", so Gesundheitssenator Czaja im Interview



Mario Czaja ist seit Dezember 2011 Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin und Senator für Gesundheit und Soziales. Heute ist er bei uns im Interview.


werpflegtwie: Sie sind  seit  vier Jahren Senator für Gesundheit und Soziales und haben bestimmt schon viele Veränderungen in der Pflegebranche begleitet. Vieles steht noch an und muss noch umgesetzt werden. Wie schätzen Sie die Zukunft der Pflegebranche ein, in welchen Punkten wird sie sich am meisten verändern?
 
Mario Czaja: Die Fachkräfte im Bereich der Pflege zu sichern – dieses ist eines der zentralen gesellschaftlichen Zukunftsthemen. Der demografische Wandel führt zu einem wachsenden Bedarf an qualifiziertem Personal in der Altenpflege. Wir müssen gemeinsam mit allen Akteuren für eine Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen arbeiten. Nur so können wir einem langfristig drohenden Fachkräftemangel begegnen und gleichzeitig eine hohe Qualität in der Pflege gewährleisten. Uns sind schon wichtige Schritte in diese Richtung gelungen, zum Beispiel stetige Vergütungserhöhungen seit 2011.
 
Wichtig ist für mich auch, die pflegenden Angehörigen weiter zu unterstützen. Ihre Arbeit ist menschlich und pflegerisch höchst anerkennenswert. Mit dem „Maßnahmenplan für pflegende Angehörige“ haben wir dafür eine geeignete Grundlage geschaffen.
 
Auf meiner politischen Agenda ganz oben steht außerdem die Weiterentwicklung der Gesundheits- und Pflegeberufe.
 
werpflegtwie: Kommunikation und Transparenz zwischen den drei wichtigsten Akteuren, d.h. Unternehmern, Mitarbeitern und Kunden ist ein wichtiger Bestandteil jeder Branche. Wie wichtig denken Sie ist die Kommunikation und Feedback in der Pflegebranche?
 
Mario Czaja: Sehr wichtig. Kommunikation ist der beste Weg, um die Verbesserung einer bestimmten Situation zu erreichen. Gerade der Bereich Pflege ist ein besonders sensibler. Die Aufgabe einer Pflege ist eine sehr private Situation, die von Vertrauen und Schutz geprägt sein muss. Hierfür ist es notwendig, dass alle Beteiligten offen und vertrauensvoll miteinander reden können - Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sowie Pflegekräfte und ihre Träger. Mir ist es ein großes Anliegen die Qualität in der Pflege abzusichern, unabhängig davon, ob zuhause oder im Heim gepflegt wird. Kommunikation ist eine Voraussetzung dazu.
 
Aber ebenso wichtig ist auch Information. Gerade die Berliner Pflegestützpunkte beraten und informieren Pflegebedürftige und ihre Angehörigen umfassend und unabhängig. Sie sind in jedem Bezirk vertreten und für die Nutzer kostenlos. Und wir brauchen Transparenz. Alle Beteiligten müssen stets nachvollziehen können, wie sich Kosten, Versorgungsbedarf und Art und Umfang der Leistungen zusammensetzen. Dies betrifft die Kassen als Kostenträger ebenso wie Prüfinstanzen und natürlich die Pflegebedürftigen und deren Angehörige.
 
werpflegtwie: Obwohl der Großteil der Pflegeanbieter sehr gute Arbeit leistet, ist das Image der Pflege unverändert denkbar schlecht. werpflegtwie hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kommunikation in der Pflege zu stärken und somit für mehr Realitätsvermittlung und Transparenz zu sorgen. Jeder, der an der Pflege beteiligt ist (Kunde, Angehöriger und Mitarbeiter) kann Erfahrungsberichte und Bewertungen abgeben. 
 
Mario Czaja: Die meisten Menschen möchten bei einer Pflegebedürftigkeit zu Hause versorgt werden. Sie verbinden damit die Hoffnung, sich ein möglichst hohes Maß an Selbstbestimmung und Kontinuität in der Lebensführung bewahren zu können. Stationäre Wohn- und Versorgungsformen haben dazu vergleichsweise nach wie vor einen schweren Stand. Sowohl die Pflege im Heim als auch andere betreute Wohnformen müssen sich an dem Ideal häusliche Pflege messen lassen, wenn sie akzeptierte Alternativen zur Versorgung in den eigenen vier Wänden werden wollen.
 
Wir haben deshalb in den letzten Jahren das Informationsangebot deutlich verbessert. Die Berichte mit den Ergebnissen der jährlichen Qualitätsprüfungen in den Einrichtungen sind jetzt für alle im Internet einsehbar. Hier herrscht also Transparenz.

Wichtiger als die Prüfberichte sind häufig aber der eigene Eindruck vor Ort und eine gute Beratung vor der Entscheidung für ein bestimmtes Heim. Hier hilft auch unsere Broschürenreihe „Gut altern in Berlin“. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Seite www.werpflegtwie.de eine gute Ergänzung aus individueller Sicht ist.

werpflegtwie: Vielen Dank für das Interview!

Ivan und Olja von werpflegtwie


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