Das Vincentz Network präsentiert: Die AltenheimEXPO 2016

Der Pflege-Monat Juni

Es piepen einem noch die Ohren von den vergangenen Wochen: Der Juni steckte voller Pflege-Kongresse. Vom Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit (08. – 10. Juni) stolperten alle Fach-Interessierten direkt weiter zum zwanzigsten Zusammenkommen der internationalen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (19. – 23.Juni). Also im Fach-Sprech: “20th International Congress Of Parkinson’s Disease And Movement Disorders”. Diese Veranstaltungen sind teils dazu da, sich selbst als Fach-Community zu zelebrieren und Visitenkarten unter die Leute zu bringen, teils aber auch eine wunderbare Plattform für Neues in der Branche. Wer vom City Cube Berlin, Veranstaltungsort der genannten Kongresse, die Nase voll hatte, der fand sich im Hotel Estrel Berlin ein. Denn dort ging es weiter im Text.


Danke für die Schnittchen, Vincentz

Das Estrel ist ein klassisches Kongress-Hotel und immer ganz vorn mit dabei, wenn es darum geht, medizinische/ pflegerische Großevents zu beherbergen. Vom 21. bis 22. Juni fand dort die AltenheimEXPO2016 statt. Routinierter Gastgeber war die Vincentz Network GmbH & Co. KG, die sich das Thema Altenpflege schon vor einiger Zeit fett auf die Kappen geschrieben hat. Vincentz bezeichnet sich selbst als „führenden Informationslieferanten und Kontaktmittler für sieben Expertengruppen“. Das Expertengruppen-Portfolio liest sich witzig und recht willkürlich zusammengewürfelt: Ambulante und stationäre Altenhilfe, Lackindustrie, Karosseriebau, Lackiergewerbe etc. – Der Fokus ist klar definiert: Alte Leute und Lacke. Nun gut. An den besagten zwei Tagen ging es also um Altenheime. Es trafen sich die entsprechenden Köpfe unseres Landes, um über neue Heim-Strategien und Pflege-Trends zu fachsimpeln und dezent gegen die ambulante Pflege zu wettern. Offenbar fühlt man sich als Branche etwas vernachlässigt, weshalb die vielerorts zitierte Staatsparole „ambulant vor stationär“ erst einmal feierlich auf sämtlichen Bühnen zerrissen wurde. Das ist immer eine sichere Applaus-Nummer bei einem Publikum voller Pflegeheim-Managern…

 

Die Fallstricke des PSG II für Heimbetreiber

Das Programm der AltenheimEXPO war vielseitig und gut aufbereitet. Naheliegender Weise überwogen Sessions zu wirtschaftlichen Themen und darüber, wie man in Zeiten pflegerischer „Ambulantisierung“ Altenheime im Rennen behält. Wer sich als Betreiber oder Investor von Pflege-Einrichtungen nicht lumpen lassen will, muss natürlich auf dem Schirm haben, welche Fallstricke und Chancen die aktuellen politischen Entwicklungen mit sich bringen, Stichwort Pflegestärkungsgesetz II. Darüber informierte Kai Tybussek, Geschäftsführer von Curacon Weidlich (Rechtsanwaltsgesellschaft mbh, Münster). Im Rahmen seines Vortrags machte der Unternehmer vor allem auf drei Aspekte aufmerksam, die Pflegeheim-Betreiber im Hinterkopf haben sollten: 


Die Minutenpflege lebt

1) Die Minutenpflege ist noch nicht zu Ende. Zwar hat man es im Rahmen des neuen Begutachtungsverfahrens geschafft, Abstand von der in Minuten gemessenen Pflege zu nehmen, aber nicht in der Praxis. In der Betreuungspraxis ist die straffe Taktung der Pflege in Minuten solange angesagt, bis der Personalschlüssel auch de facto aufgestockt wird. Eine Ankündigung auf dem Papier ist schön, bringt im Pflege-Alltag nur leider erst einmal wenig.  


Worthülsen führen zu Trouble

2) Es wird zu Streitigkeiten kommen im Rahmen der Zuordnung zu Pflegegraden. Dies ist in erster Linie den abstrakten Kategorie-Formulierungen für die Punktevergabe geschuldet, die hier und da Spielraum für Auslegungen lassen. So seien Formulierungen, wie z. B. „überwiegend selbständig“ versus „überwiegend unselbständig“ unbestimmte Rechtsbegriffe, so Tybussek. Hier braucht es einen gemeinsamen Konsens, eine einheitliche Definition der Begriffe, damit die Einordung in den jeweiligen Pflegegrad keine willkürlichen Ausmaße annimmt. 

 

Entbürokratisierung bleibt Träumchen 

3) Entgegen dem breit gestreuten Wunsch und der staatlich ausgerufenen Mission, die Pflege-Branche zu entbürokratisieren, wird die Pflegedokumentation wohl aufwändiger werden, als bisher. Auch die Ursache hierfür liegt in der freien Interpretierbarkeit der festgelegten Begrifflichkeiten. Um konkret zu werden, müsse an vielen Stellen der Pflegedokumentation ergänzend erklärt werden, um den jeweiligen Fällen inhaltlich gerecht zu werden. Das frisst Zeit und Papier.

Mit grübelnden Gesichtern entließ man das Publikum in die Mittagspause bzw. mich in die Pressekonferenz. Dort ließ sich inhaltlich vor allem eines mitnehmen: Ab 2019 werden die Pflegeheime vor allem Personen mit hohen Pflegegraden in ihren Häuser haben. Dies verlangt nach innovativen Ansätzen. Im Kommen ist daher ein „bunter Belegungsmix“, in dem alternative Wohnformen  wie Kurzzeit-, Tag- und Nachtpflege sowie ambulant betreute Wohngemeinschaften angeboten und optimiert werden. 



Griffige Themen aus Architektur und Technologie rundeten das Programm ab

Die AltenheimEXPO ist ein Strategie-Kongress. Entsprechend betriebswirtschaftlich und juristisch geprägt war das Programm. Dennoch, und das war sehr angenehm, hat man es sich nicht nehmen lassen, auch Innovationen aus Architektur und Technologie zum Thema zu machen. So stellte Geschäftsführerin Karina-Anna Dörschel z. B. das Konzept Carehotel vor, „The Caretaker“-Chef Michael Schlenke sprach über heilende Architekturen und das House of Memory und Ralf Simon King vom Fraunhofer Institut IPA brachte die neueste Spielerei aus seiner Abteilung „Roboter- und Assistenzsysteme“ mit: einen überraschend pragmatischen Service-Roboter. All diese Dinge verdienen allerdings einen eigenen Blog-Beitrag und werden demnächst auf dem werpflegtwie-Blog näher vorgestellt. 




Sie betreiben selbst ein Pflegeheim? Finden Sie es bei werpflegtwie und bringen Sie sich ins Gespräch durch ein aussagekräftiges Profil und verfolgen Sie Ihre Bewertungen: Die werpflegtwie Pflegeheim-Suche

Sie betreiben kein Pflegeheim und wissen auch nicht wirklich viel über Pflegeheime? Der werpflegtwie Pflege-Leitfaden klärt Sie gerne auf: Was ist stationäre Pflege?




Text und Fotos: Carolin Makus


 

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