Was ist eigentlich dein Job?

Was ist eigentlich dein Job?

Wir bei werpflegtwie lesen täglich Bewertungen zu Anbietern von Altenpflegeleistungen und wundern uns oft über Missverständnisse, die entstehen, weil Strukturen und Aufgaben in Pflegeeinrichtungen vielen nicht bekannt sind.
Was kann da helfen? Um keine falschen Erwartungen zu wecken, hilft es einfach sich zu erklären und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen transparent zu machen. Eine Altenpflegefachkraft ist eben für andere Aufgaben verantwortlich als eine Betreuungskraft. Verständnis setzt Verstehen vorraus.
In dieser Reihe lassen wir jeden - von der Geschäftsführung, über Einrichtungsleitung, Wohnbereichleitung, Mitarbeiterinnen des Sozialen Dienstes, Ehrenamtliche, BufDis und FSJler - zu Wort kommen.

Jacqueline Fernández, 37 Jahre, berichtet von ihrem Alltag beim ambulanten Dienst "Pflege ohne Limit" in Hamburg. Sie ist seit 2001 examinierte Krankenschwester und Pflegedienstleitung und gründete im Jahr 2015 zusammen mit Jorge Fernández "Pflege ohne Limit": 

werpflegtwie: Was sind die wichtigsten Aufgaben in Ihrer Position? Was gehört zum typischen Arbeitsalltag dazu?  

J. Fernández: Meine Aufgaben als Pflegedienstleitung (kurz: PDL) sind sehr vielfältig und komplex. Hauptsächlich gehört dazu die Mitarbeiterführung, Dienstplanung, Kunden- und Beschwerdemanagement oder allgemein die Organisation in der Pflege. Man muss schon sehr strukturiert arbeiten, aber auch zukunftsorientiert. Fragen wie: Wo will ich hin? Was kommt in der Zukunft?, gehören dazu. Auch den Bereich Qualitätsmanagement muss man immer mitdenken, denn man wird jedes Jahr vom MDK bewertet. Aber der typische Arbeitsalltag sieht so aus, dass man die Mails checkt, Übergabebuch prüft, Dienstpläne macht und tausend andere Sachen erledigen muss. Gerade in der ambulanten Pflege muss man sehr flexibel sein und schnell drauf reagieren können, was gerade ansteht.

wpw: Was mögen Sie an Ihrem Beruf und in ihrer Position als PDL am Meisten?

J. Fernández: Der medizinische Aspekt meiner Arbeit faszinierte mich schon immer, aber am liebsten mag ich den Umgang mit den Patienten. Zum Glück habe ich einen engen Kontakt mit ihnen. Ich mag es auch, mein Wissen anzuwenden und damit anderen Menschen helfen zu können. Doch der menschliche Aspekt, den ich so an diesem Beruf mag, ist natürlich auch in der Mitarbeiterführung stark vorhanden. Wie schaffe ich es die Mitarbeiter zu motivieren, zufrieden zu stellen oder auf eine bestimmte Art anzusprechen? Vor allem in der Altenpflege sind die Mitarbeiter ein kostbares Gut und es ist auch in meiner Verantwortung, dass diese sich bei der Arbeit wohl fühlen.

wpw: Was ist das Besondere an Ihrem Haus/Team? Gibt es Rituale, Traditionen, Gewohnheiten, die Ihnen guttun?  

J. Fernández: Wir sind ein (noch) kleines Unternehmen mit flachen Hierarchien und einer familiären Atmosphäre. Was ich bei uns schätze ist der ehrliche Umgang mit offener Kommunikation untereinander. Sicherlich müssen Mitarbeiter auch irgendwann mit Kritik umgehen und sie auch aushalten können, aber das muss ich auch. Denn es ist mir wichtig, dass die Mitarbeiter genauso ehrlich zu mir sind, wie ich zu ihnen. Deswegen haben wir auch regelmäßige Besprechungen mit allen Mitarbeitern. So sind alle auf dem gleichen Informationsstand.
Es ist mir auch wichtig Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern zum Ausdruck zu bringen. Deswegen werden die Geburtstage besonders zelebriert sowie natürlich Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste. Wir haben auch einen eigenen Kühlschrank mit allerlei Getränken für unsere Mitarbeiter.

wpw: Mit wem sprechen Sie am Tag am meisten? Mit Kollegen, Bewohnern, Angehörigen oder anderen? Worum geht es in diesen Gesprächen?  

J. Fernández: Ich würde sagen, es ist ungefähr zur Hälfte mit den Kunden und zur anderen Hälfte mit den Mitarbeitern. Die Gespräche mit den Mitarbeitern drehen sich meist um organisatorische Sachen.

wpw: Wo Menschen miteinander kommunizieren, gibt es immer auch Missverständnisse. Was sind Ihre Strategien, wenn Sie merken, dass ein Missverständnis zu einem Konflikt führt?  

J. Fernández: Es ist wichtig, egal in welchem Konflikt, ob mit einem Mitarbeiter oder einem Kunden, frühzeitig die Konflikte anzusprechen und genug Empathie mitzubringen, um sich in seine Situation einzufühlen. Ziel dabei ist ja immer eine Win-Win-Situation zu schaffen, sodass am Ende alle mit der Lösung leben können. Für mich kommt danach noch eine zweite Herausforderung dazu und diese heißt: Wie können wir das nächste Mal das anders oder besser machen? Ich glaube, als Führungskraft muss man sich selbst regelmäßig reflektieren oder auch sich von einer anderen Person reflektieren lassen. Leider empfinde ich das so, dass dieser Punkt in der Pflege vor allem bei den Führungskräften zu kurz kommt.

wpw: Welche Tipps haben Sie, dass Missverständnisse möglichst schnell aufgelöst werden können?  

J. Fernández: Schnelle Reaktion, Auge in Auge Kommunikation, Win-Win Situation. Das auf die individuelle Situation anpassen: Macht es Sinn, nochmal zu evaluieren? Konnte man den Konflikt schon beim ersten Gespräch klären? Ich sehe mich eher in der Funktion einer Mediatorin damit es meinem Team gut geht. Wenn ich merke, dass da zwei Sachen kochen, versuche ich unterschiedliche Parteien wieder zusammen zu bringen. Das macht keinen Sinn aus Führungsebene da nur zuzugucken; ich denke das ist das falsche Zeichen. 

wpw: Welche Vision haben Sie für die Altenpflege? Wie stellen Sie sich den idealen Pflegedienst vor?  

J. Fernández: Für mich wäre das ein Pflegedienst, der so viel finanziellen und personellen Spielraum hat, dass die Individualität eines jeden Kunden gewahrt werden kann. Es gibt Menschen die auch gerne allein sind. Aber es gibt auch andere, die eigentlich viel mehr Betreuung und Aufmerksamkeit nötig hätten. Ich glaube auch, dass die Altenpflege attraktiver gestaltet werden muss. Es muss für die Pflegeanbieter mehr finanzielle Entscheidungsmöglichkeiten geben, um unterschiedlich agieren zu können. Hinsichtlich der Pflegegrade hat es sich schon ein wenig optimiert. Aber das reicht bei Weitem nicht, es fallen immer noch Menschen durch das Raster, denen eigentlich geholfen werden sollte.

wpw: Können Sie uns von Ihrem schönstes Erlebnis in Ihrem Beruf berichten?  

J. Fernández: Wir hatten letztes Jahr eine Frage per E-Mail von einem körperlich eingeschränkten Menschen aus Wiesbaden erhalten. Er war geistig völlig fit und wollte in Hamburg Urlaub machen. Kein Pflegedienst wollte ihn während seines Urlaubs betreuen oder hat ihm positiv geantwortet. Er war schon ganz verzweifelt, und befürchtete, dasss er nicht in den Urlaub fahren kann. Bis wir ihm eine Zusage geben konnten. Und das was er am Ende der Woche uns gesagt hat, war wirklich rührend: Dass wir das Beste wären, dass ihm passieren konnte. Das war wirklich für das ganze Team ein Highlight. Wir sind immer noch sehr eng verbunden und er war dann auch nochmal in Hamburg. Ein außergewöhnlicher Mensch.

 


Jacqueline Fernández - gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie "Pflege ohne Limit"

Sie wollen sich vom ambulanten Pflege- und Betreuungsdienst "Pflege ohne Limit" selbst überzeugen? Hier gibt es vorab zum Nachlesen, was Kunden und Mitarbeiter zu diesem Dienst sagen sowie die Möglichkeit direkt Kontakt aufzunehmen: Ambulanter Pflege- und Betreuungsdienst Pflege ohne Limit

Text: Jacqueline Fernández
Bilder: Ambulanter Pflege- und Betreuungsdienst Pflege ohne Limit

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