Was ist eigentlich dein Job?

Was ist eigentlich dein Job?

Wir bei werpflegtwie lesen täglich Bewertungen zu Anbietern von Altenpflegeleistungen und wundern uns oft über Missverständnisse, die entstehen, weil Strukturen und Aufgaben in Pflegeeinrichtungen vielen nicht bekannt sind.
Was kann da helfen? Um keine falschen Erwartungen zu wecken, hilft es einfach sich zu erklären und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen transparent zu machen. Eine Altenpflegefachkraft ist eben für andere Aufgaben verantwortlich als eine Betreuungskraft. Verständnis setzt Verstehen voraus.
In dieser Reihe lassen wir jeden - von der Geschäftsführung, über Einrichtungsleitungen, Wohnbereichleitungen, Mitarbeiterinnen des Sozialen Dienstes, Ehrenamtliche, BufDis und FSJler - zu Wort kommen.
 

Jenny Jung, 27 Jahre alt, berichtet von ihrem Alltag als Auszubildende zur Pflegefachkraft in der Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg in Bad Harzburg. Sie arbeitet seit 2014 in der Pflege und trat ihre Auszubildungsstelle Mitte 2015 an:

werpflegtwie: Warum machst du eine Ausbildung in der Pflege, wie kam es zu dieser Entscheidung?
Jenny: Eigentlich war das alles mehr Zufall. Ich war vorerst in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und machte mein Pflegepraktikum in der Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg.
Das Praktikum sollte ein Jahr dauern. Nach sechs Monaten fiel mir aber bereits auf, dass mich der Job als Altenpflegerin mehr fordert. So wechselte ich die Ausbildung von der Heilerziehungspflegerin zur Altenpflegerin.

Willkommen im Haus Belvedere am Burgberg

wpw: Was sind deine Hauptaufgaben?
Jenny: Die Hauptaufgaben richten sich je nach Ausbildungsjahr und schulischem Stand. So beginnt man im ersten Lehrjahr mit grundpflegerischen Tätigkeiten wie z.B. Bewohner zu waschen, zu duschen und zu lagern, Wchsel von Inkontinenzmaterial und Anreichen von Nahrung. Je nach schulischem Stand steigert es sich natürlich. Jetzt im 3. Lehrjahr darf ich z.B. auch Verbände machen, Medikamente stellen oder bei Arztvisiten mitlaufen (natürlich nur mit Absprache und Kontrolle einer Fachkraft).
 
wpw: Welche Aufgaben machen dir am meisten Spaß?
Jenny: Mir macht grundsätzlich alles Spaß. Meine Leidenschaft, wenn man es so nennen kann, liegt allerdings bei der Wundversorgung. Ich finde es sehr interessant und spannend mitzuerleben wie Wunden heilen und wie man selbst dazu beitragen kann.
 
wpw: Was ist dir bei der Kommunikation mit den Angehörigen am wichtigsten?
Jenny: Bei der Kommunikation mit Angehörigen ist es glaube ich am wichtigsten, sachlich, direkt aber vor allem empathisch zu sein. Die eigene Meinung sollte man vorerst hinten anstellen, denn für Angehörige ist es oft nicht so leicht, Dinge rein sachlich oder fachlich zu betrachten.
Man sollte gewisse Aspekte wie beispielsweise unangenehme Dinge in ganz viel Einfühlungsvermögen packen und nie vergessen, dass es um Angehörige von Familienmitgliedern geht und vieles für uns Pflegekräfte leicher gesagt als getan ist.
 
wpw: Und bei den Kollegen?
Jenny: Bei der Kommunikation mit den Kollegen finde ich den sachlich direkten Weg am besten. In einem Team gibt es viele Sichtweisen oder auch mal Unstimmigkeiten, aber auch als Azubi sollte man sich nicht scheuen, sein erlangtes Wissen oder die eigene Meinung zu vertreten.


Das Pflegeteam im Haus Belvedere am Burgberg 

wpw: Wie kommunizierst du mit den Pflegebedürftigen?
Jenny: Bei zu Pflegenden steht für mich Empathie an erster Stelle; gleichgestellt mit Akzeptanz. Es ist eine andere Generation und das muss man berücksichtigen und akzeptieren. Man muss lernen den Bewohner so zu nehmen wie er ist und ihn nicht verändern wollen. Wenn eine verbale Kommunikation seitens des Bewohners nur bedingt möglich ist, womöglich auf Grund einer demenziellen Erkrankung, ist Validation als Kommunikation ein sehr guter Weg.
 
wpw: Wie gehst du als Azubi mit Kritik, Bewertung und Benotung um?
Jenny: Ich persönlich neige bei Kritik oft dazu, diese sehr persönlich zu nehmen oder mich leicht angegriffen zu fühlen – der völlig falsche Weg! Mit der Zeit lernt man es eher als Tipp anzusehen, was man wie verbessern kann.
Das Ganze im schulischen Kontext gesehen: Man kann nicht immer eine 1 oder 2 schreiben. Wichtig ist, dass man schlechtere Klausurnoten hinterfragt und korrigiert. Jeder muss sich eine Methode suchen, mit der er am besten lernt. Wenn man die gefunden hat, ist das schon die halbe Miete.
 
wpw: Gibt es in deiner Ausbildung besondere Rituale?
Jenny: Mein wichtigstes Ritual ist es, für mich und meine Tochter nach Feierabend einen Ausgleich zu schaffen. Im Team versuchen wir als Ritual die Pause gemeinsam zu verbringen um einen angenehmen Dienst zu haben.
 
wpw: Was sind deine Strategien um die Kommunikation untereinander zu fördern?
Jenny: Für Azubis lohnt es sich verschiedene Kommunikationsmodelle, die in der Schule gelernt werden, einzubauen. Sie sind sinnvoll und gut in der Praxis umzusetzen: Schulz von Thun, Rogers usw.
 
wpw: Was sind die wichtigsten Aufgaben in Ihrer Position?  Was gehört zum typischen Arbeitsalltag dazu?
Jenny: In meinem 3. Lehrjahr gehört zu meinen alltäglichen Aufgaben die Klienten zu waschen und zu duschen, WC-Gänge zu begleiten, Prophylaxen durchzuführen z. B. Sturz, Thrombose etc., Insulin spritzen und Medikamente zu verteilen oder zu stellen, Wundversorgung zu gewährleisten und und die Kommunikation mit den Ärzten im Blick zu haben.
 
wpw: Was mögen Sie an ihrem Beruf und in ihrer Position am meisten ?
Jenny: Am schönsten finde ich, dass man von Jahr zu Jahr mehr Verantwortung übernehmen darf. Es macht mich stolz, wenn ich theoretisch Erlerntes praktisch durchführen darf und darauf auch Lob von den Kollegen oder Chefs bekomme.
 
wpw: Mit wem sprechen Sie am Tag am meisten? Mit Kollegen, Bewohner, Angehörigen oder anderen?
Jenny: Am meisten spricht man mit Bewohnern und Kollegen. Die Inhalte sind schlecht bis kaum festzulegen. Meist geht es um Aktuelles, das Wohlergehen an diesem Tag oder auch Privates, was man z.B. in seinem geplanten Urlaub vor hat.
 
wpw: Wo Menschen miteinander kommunizieren, gibt es immer auch Missverständnisse. Was sind ihre Strategien, wenn Sie merken, dass ein Missverständnis zu einem Konflikt führt?
Jenny: Missverständnisse und Konflikte lassen sich in einem Team nicht vermeiden. Falls eines von beiden oder gar beides entsteht finde ich den direkten Weg der Aussprache am besten. Wenn man etwas direkt anspricht, lässt sich vieles auch genauso schnell beheben. Bei uns finden regelmäßige Teamsitzungen statt, in denen Konflikte gut ausdiskutiert werden.
 
wpw: Welche Visionen haben Sie für die Altenpflege? Wie stellen Sie sich das ideale Altenheim vor?
Jenny: Das perfekte Altenheim würde für mich im Grunde gar nicht am Haus selbst festmachen. Ich finde, man sollte den Fokus viel eher darauf legen den allgemeinen Pflegfachkräftemangel zu beheben. Hat eine Einrichtung stets genügend fachliche Kräfte, entstehen auch weniger Fehler.
Grundsätzlich finde ich den Gedanken an ein Heim inklusive eigenem ambulanten Dienst spannend. Man würde beide Berufsgruppen ansprechen und man würde Menschen im Häuslichen versorgen. Ist das nicht mehr möglich, könnte man direkt beim gleichen Betreiber einen Heimplatz ordern.
Das fände ich optimal und ideal!

Auszubildende zur Altenpflegerin: Jenny Jung

wpw: Vielen lieben Dank, Jenny, für deine aufschlussreichen Antworten.


Sie wollen sich von der Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg selbst überzeugen? Dann kommen Sie einfach vorbei! Hier gibt es vorab zum Nachlesen, was Bewohner und Mitarbeiter zu diesem Haus sagen und die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen: Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg

Lesen Sie auch den Blogartikel unseres Vor Ort-Besuches in der Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg: Die Seniorenresidenz Belvedere am Burgberg: mehr als nur ein 'schöner Anblick'


Text: Jenny Jung
Bilder: Jenny Jung, werpflegtwie 

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