Best Practice in der Pflege: Der Einsatz von Therapie-Tieren

Die Anwesenheit und der professionelle Einsatz von Tieren kann wahre Wunder im Pflege-Alltag bewirken. Dabei kann mitunter auch auf Tiere zurückgegriffen werden, die gar keine sind. Stichwort: PARO, die Roboter-Robbe. Wir wollen hier in aller Kürze der Frage nachgehen, warum Tiere mitunter so heilsam sind und was für (aber auch gegen) den Einsatz künstlicher Tiere spricht.

Beruhigende Wirkung 


Je nach Tierrasse und Gemüt strahlt der Großteil der gängigen Haustiere (Fische, Vögel, Katzen, Hunde) eine angenehme Ruhe aus, verbringen diese ihren Alltag schließlich in Anmut, schnurrend, zwitschernd oder sich in der Sonne räkelnd. - Eine Katze auf dem Bauch vertreibt Kummer und Sorgen. Oder so ähnlich. Und es ist auch nicht von ungefähr, dass Arztpraxen, Schulklassen und wuselige Restaurants gerne auf das beinahe zum Klichee verkommene Aquarium zurückgreifen. Das vermeintliche Nichtstun der Fische ist Balsam für die Seele und schön anzugucken sind sie noch dazu. 

Unterhaltung und Kurzweil ... und ein bisschen Chaos

Haustiere sind nicht nur dafür berühmt, Ruhe zu verströmen, sondern den Laden auch mal gekonnt aufzumischen. Während herumstromernde Hauskatzen und neugierige Hunde auf Entdeckungstour für eine willkommene Abwechslung unter den Bewohnern sorgen, kann ein all zu übermütiges Tier allerdings auch für das eine oder andere Problem sorgen. Ausreichend Platz, die Aussicht auf regelmäßigen Auslauf an frischer Luft, eine artgerechte Haltung, regelmäßige Zuwendung und Versorgung sind natürlich ein Muss, wenn überlegt wird Tiere auf Station oder im Pflegeheim zu halten.

Ja, ein Haustier sorgt für Routine, hält beschäftigt und fit, aber was ist, wenn der Besitzer bzw. die Besitzerin plötzlich erkrankt? Wer übernimmt die Versorgung des Tieres? Die Pflegenden haben stets viel zu tun und wohl keine Zeit, sich auch noch diversen Tieren anzunehmen. Diese Punkte müssen sich Bewohner bewusst machen, die den Wunsch haben ein Tier mit einziehen zu lassen.

Eine weniger verbindliche Alternative stellt das gelegentliche Mitbringen eigener Haustiere der Angestellten dar. Noch professioneller und mit weniger Pflichten für Bewohner und Pflegende verbunden ist die Option eine Tiertrainerin bzw. -Therapeutin einzuladen, z. B. einmal die Woche.

Schaffung emotionaler Zugänge und non-verbale Kommunikation 

Mit Tieren ist es relativ einfach einen Zugang zu anderen Menschen zu finden. Sie liefern jede Menge Gesprächsstoff und ermöglichen niedrigschwellige Gesprächseröffnungen. Zudem kommt man schnell auf gemeinsame Nenner, wenn es umTiere geht. Ganz anders als bei komplexeren Themen wie z. B. Politik. - Besonders wertvoll sind Tiere in der Pflege, wenn es darum geht einen Zugang zu Personen mit Demenz zu finden. Da dieser auf emotionaler Ebene zu suchen ist, bietet sich der gezielte Einsatz eines Tieres weitaus besser an, als z. B. die aktuelle Tageszeitung mit den aktuellen Börsen-Werten, Wetterberichten und lokalen Neuigkeiten. Sich gemeinsam einem Tier zu widmen, braucht auch nicht unbedingt viele Worte. Ganz non-verbal lassen sich zusammen schöne Momente schaffen, ganz unkompliziert und barrierefrei. Das wird umso relevanter, wenn Bewohner nicht mehr sprechen wollen oder können. 

Sicher und hypoallergen: Künstliche Tiere

Weil der Einsatz von Tieren in der Pflege nicht ganz unbestritten ist, werden mitunter auch unechte Tiere eingesetzt. Berühmtes Beispiel ist die Pflegerobbe namens PARO aus Japan. Große Augen, weiches Fell und simple automatisierte Bewegungsabläufe sowie Laute, machen das Techniktier zu einem faszinierenden Instrument, vor allem in der Arbeit mit Personen, die Demenz haben.

PARO rennt nicht umher, wirft Vasen um, macht Dreck oder sorgt für allergische Nieser und Huster bei den Bewohnern. Auch muss die Robbe (abgesehen von den Batterien) nicht versorgt werden, braucht keine Zeit für sich selbst und kann auch nicht aus Versehen verletzt werden. Dennoch ist ihr Einsatz nicnt ganz frei von Kritik. Die bewusste Täuschung von Personen mit veränderter Wahrnehmung ist natürlich ein Aspekt, der ausführlich und von allen Seiten im Team beleuchtet werden muss. Wie so oft gilt: Es ist ein Abwägen vom Für und Wider nötig und es sind Einzelfallentscheidungen, die getroffen werden müssen, um allen Involvierten wirklich gerecht zu werden. 

Hier erhalten Sie ein paar Impressionen der Pflegerobbe PARO im vollen Einsatz


(Quelle: Youtube.de; Kanal: evTV; Video veröffentlicht am 02.03.2017 unter dem Titel: "Zum Knuddeln: Roboter-Robbe Paro begeistert Demenzkranke"

Gut zu wissen

Übrigens besteht gesetzlich kein generelles Recht darauf das eigene Tier mit ins Pflegeheim zu nehmen. Allerdings besteht auch kein generelles Verbot. Daher lohnt sich immer der Austausch mit dem jeweiligen Heim, um eine gute Lösung für alle zu finden. 

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