Best Practice in der Pflege: So lässt sich der steigenden Anzahl an Demenz-Patienten begegnen

Das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat bereits im Februar 2011 einen überaus relevanten Bericht mit folgendem Titel veröffentlicht: “Demenz-Report - Wie sich die Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Alterung der Gesellschaft vorbereiten können”. Vor dem Hintergrund unserer aktuellen Titelfrage, möchten wir heute noch einmal auf diesen Beitrag aufmerksam machen, indem wir hier auf ausgewählte Auszüge aus dem Bericht eingehen.

Demografische Ausgangslage

Der demografische Wandel wird schon seit Jahren medienübergreifend erläutert. Mittlerweile wissen Sie: Wir werden älter und das im Einzelnen aber auch als Gesellschaft. Denn: Wir leben länger, während die Geburtenrate irgendwo zwischen den statistischen 1,3 bis 1,7 Kindern je Frau stagniert. Mal geht der Trend etwas hoch, danach schwächt er wieder ab. Im Vergleich dazu: Die weltweite Geburtenrate liegt bei ca. 2,4 Kindern je Frau. Die deutsche Geburtenrate liegt also deutlich unter dem globalen Durchschnitt. Die Liste der geburtenschwächsten Länder führen übrigens Singapur, Macau, Taiwan, Hongkong, Südkorea, Bosnien und Herzegowina an. Dass wenige Kinder geboren werden, wird zwar nicht selten als gesellschaftliches Problem dargestellt, doch mit Blick auf die globale Überbevölkerung und die Belastung der Umwelt, sind niedrige Geburtenraten nicht nur schlecht. Fest steht jedenfalls, dass Gesellschaften altern, wenn die Geburten niedrig sind, während die Lebenserwartungen steigen. Wenn Sie sich für tiefgreifende Details interessieren, legen wir Ihnen zum Beispiel diese Statistik ans Herz. Ebenso erläutert der zuvor genannte Demenz-Report die einschlägigen Zahlen ganz genau. Hier noch einmal der Link.

Was kann der Staat tun?
Dem Staat kommt laut Demenz-Report in erster Linie die Aufgabe zu die demografischen Daten aufmerksam zu studieren und auf dieser Basis eine nachhaltige Demenz-Strategie zu entwickeln. Der Staat muss also die gesetzlichen Regelungen implementieren, die eine sichere Versorgung für Pflegebedürftige und nun im Speziellen für Menschen mit Demenz ermöglichen. Hier heißt es Anpassungen vornehmen, um stetig auf den Wandel der gesellschaftlichen Bedürfnisse zu reagieren. Ebenso ist es Aufgabe des Staates den Rücken pflegender Angehörige zu stützen. Sie stellen schließlich den Hauptpfeiler der alltäglichen Angehörigenpflege dar. Um deren Motivation langfristig zu erhalten, bedarf es besonderer Anreize wie zum Beispiel die  Anrechnung von Betreuungszeiten auf die Rente, oder die Förderung von Teilzeitarbeit. Auch direkte Förderleistungen motivieren zum ehrenamtlichen Engagement. Nicht zuletzt gilt es die Demenz-Forschung gezielt zu fördern. Im Konkreten sind das die biomedizinische sowie die Versorgungsforschung, mitsamt umfassender Datenerhebung, um sich ein klares Bild von der jeweiligen Ist-Situation machen zu können.

Was können die Kommunen, Kreise und Kantone tun?
Auch Kommunen, Kreise und Kantone können einiges beitragen. Sie müssen sich zunächst umfassend informieren, also demenzsensible Projekte und Modelle ganz genau studieren, Handbücher zur Hilfe nehmen und in die einschlägigen Internetportale zum Thema Demenz eintauchen. Nur, wer sich angemessen mit den Betroffenen und Angehörigen beschäftigt, erfährt wo genau der Schuh drückt und welche Angebote für Entlastung im Alltag sorgen würden. Es gilt Ideen zu sammeln, diese weiterzuentwickeln und Experten mit an Bord zu holen. Das Wissen ist schließlich bereits dort draußen, es muss nur eine Bühne finden. Die Kommunen, Kreise und Kantone müssen die bestehenden Einrichtungen und Organisationen kennen, die mit Blick auf die Versorgung von Menschen mit Demenz hilfreich sein könnten. Diese müssen in einem nächsten Schritt natürlich gekonnt miteinander vernetzt werden, sodass an einem Strang gezogen werden kann, anstatt sich im Konkurrenzkampf herunterwirtschaften.

In Form von medienwirksamen Kampagnen muss die Öffentlichkeit auf regionaler Ebene darüber informiert werden, welche Angebote bestehen, welche Ressourcen gebraucht werden und wie sich die  Herausforderungen um Demenz gemeinsam meistern lassen. Zentrale Aufgabe ist es hierbei außerdem mit Tabus zu brechen, um Demenzen ganz klar zu entstigmatisieren. Menschen mit Demenz haben natürlich ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, doch es wird ihnen noch immer sehr erschwert, weil sie bei der Angebots- und Stadtplanung nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt werden. Das kann natürlich nur geschehen, wenn sie in den örtlichen Debatten vertreten werden. Es braucht Bühnen, physisch wie digital. Dort können Diskussionen geführt werden, in denen sich die verschiedenen Akteure, Lenker und Generationen gemeinsam mit diesem wichtigen Thema befassen. Nur, wenn Personen mit Demenz sowie ihre Angehörigen “öffentlich stattfinden”, werden ihre Bedürfnisse und Wünsche mehr und mehr Anklang finden. Demenz muss sichtbar werden, um passende Wohnformen und Initiativen zu provozieren bzw.  zu inspirieren.

Was können Sie als Privatperson tun?
Auch als Einzelperson können Sie sich maßgeblich einbringen. Sie können sich online oder bei den Pflegestützpunkten in Ihrer Nähe informieren und dort mehr über Demenzen und den Umgang mit den betroffenen Menschen lernen. In einem weiteren Schritt können Sie in Erfahrung bringen, ob Menschen mit Demenz bzw. deren Familien in Ihrer Nähe Hilfe benötigen. Vielleicht kommen Sie gerade wie gerufen und nehmen auch für sich selbst wertvolle Erfahrungen mit. Sensibilisiert können Sie an sich selbst oder im eigenen Familienkreis darauf achten, ob sich eine Demenz anbahnt und frühzeitig schwerwiegende Symptome auffangen, abschwächen oder ggf. hilfreiche Strukturen schaffen. Hier gilt es zum Beispiel rechtzeitig Vollmachten zu erteilen, Finanzielles zu regeln und juristische Fragen abzuklären.

Sie sehen also: Auf jeder Ebene lässt sich etwas tun, um der großen gesellschaftlichen Herausforderung um Demenz die Stirn zu bieten. Wir hoffen, Sie konnten für sich Hilfreiches aus diesem Beitrag mitnehmen. Alle Details finden Sie hier im Report. Ebenso möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie hier hilfreiche Adressen finden, an die Sie sich bei Demenz oder bei Fragen zum Thema Demenz wenden können. 

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