Stationäre Pflege


Allgemeines

Für viele Menschen ist bei erheblicher Pflegebedürftigkeit der Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung die einzige Alternative. Wer wenig Eigenmittel und Vermögen besitzt, kann auf Kostenübernahme durch die Sozialhilfeträger zählen. Pflegeeinrichtungen gibt es mittlerweile in höchst ausdifferenzierter Form: Klassische "Pflegeheime" mit bis zu 200 oder mehr Betten wurden eher in den 80er Jahren gebaut, einige Bundesländer gehen sehr restriktiv mit solchen Großeinrichtungen um. Eine Größe von rund 100 Betten wird daher meistens als Obergrenze angesehen. Verbreitet sind aber auch kleinere Pflegestationen innerhalb von Seniorenzentren, in denen z. B. auch betreutes Wohnen, Tagespflege oder weitere Dienstleistungen angeboten werden. 



Leben im Pflegeheim

Der Alltag im Pflegeheim ist stark durch den Takt geprägt, den die Bewohner bzw. die Pflegekräfte vorgeben. Damit alles seinen Gang gehen kann, sind geregelte Abläufe und Strukturen auch wichtig. Diese sollten allerdings nicht den Menschen und seine Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Sollten Sie also das Gefühl haben, Ihr persönlicher Rhythmus bzw. der Ihres Angehörigen und die individuellen Wünsche sollten im "Tagesgeschäft" des Pflegeheims untergehen, scheuen Sie nicht, dies bei der jeweiligen Ansprechperson zum Thema zu machen. Ein Pflegeheim ist schließlich -das Wort sagt es bereits- nicht nur ein Ort der Pflege, sondern auch ein Zuhause, das Wärme, Geborgenheit und persönlichen Spielraum bieten sollte. 
 

Merkmale und Räumlichkeiten 

Die Einrichtungen unterscheiden sich neben der Größe auch in ihrer baulichen Ausstattung – von einfachen Häusern, häufig in Stahlbetonweise aus den 70er und 80er Jahren, bis hin zu hotelartig ausgestatteten „Pflegevillen“ oder innovativen Architekturkonzepten. Häufig sind die älteren Häuser sehr viel großzügiger gebaut: Da gibt es Speise- und Vortragssäle, Gymnastik- und Beschäftigungsräume und vieles mehr. Neue Einrichtungen punkten mit einer größeren Anzahl an Einzelzimmern und barrierefreien Bädern sowie wohnlicherer Atmosphäre in den Pflege- oder Wohnbereichen. Lange, krankenhausähnliche Flure werden bei Pflegeheimneubauten, wenn es irgend möglich ist, vermieden. Es gibt aber auch bei Neubauten erhebliche Qualitätsunterschiede. Da jeder Quadratmeter auf den Pflegesatz umgelegt werden muss, können Sie am „Investitionskostensatz“ der Einrichtung ablesen, ob die Baukosten pro Pflegeplatz über oder unter dem Durchschnitt liegen. 

 

Die Leistungen

In der Erbringung der täglichen Dienstleistung selbst haben Pflegeheime letztlich keinen großen Spielraum. Es gibt unterschiedliche „Konzepte“ für Beschäftigung und Betreuung, ebenso gibt es Abweichungen im Pflegeschlüssel – stets ablesbar am geforderten Tagessatz. Einige Häuser vergeben Serviceleistungen, wie Reinigung und Speisenversorgung ganz oder zum Teil an externe Dienstleister, andere wiederum erledigen alles im eigenen Hause. Die pflegerische Versorgung selbst, ist durch die Prozess- und Strukturvorgaben der Pflegekassen und der Heimaufsichten letztlich weitgehend vorgegeben.

Was ein gutes oder ein schlechtes Pflegeheim für Ihren Angehörigen ist, hängt maßgeblich von Ihren Prioritäten oder Erwartungen ab. Letztlich ist es immer das Beste, sich umfassend zu informieren, Vergleiche zu ziehen sowie Freunde, Bekannte und Experten in der Region nach ihren Erfahrungen zu fragen. Wer sehr kurzfristig auf einen Platz angewiesen ist, hat oft keine große Auswahl, obwohl es heute grundsätzlich ein Überangebot an Pflegeplätzen in allen Regionen gibt. Unabhängig von Architektur, schriftlich fixierter Konzeption (die Sie übrigens als Angehöriger selbstverständlich einfordern können) sind immer die handelnden Personen entscheidend! 
 

Worauf ist zu achten?

Fragen Sie sich bei der Auswahl eines Pflegeheims stets, ob Sie sich dem verantwortlichen Einrichtungs- und Pflegedienstleiter selbst anvertrauen würden und ob das Arbeitsklima in dem Alten- oder Pflegeheim (soweit sichtbar) auf die richtige Balance zwischen kooperativer Zusammenarbeit und klarer Führung schließen lässt. Beobachten Sie einfach, wie Mitarbeiter und Bewohner miteinander umgehen, ob ein reges aber unaufgeregtes Gemeinschaftsleben herrscht, oder ob die Pflegekräfte sichtbar gestresst und unter Druck sind. Wenn Sie umgekehrt eine Gruppe von Mitarbeitern gleichzeitig beim Rauchen vor der Eingangstür des Pflegeheimes antreffen, dürfen Sie sich zurecht fragen, ob das Haus gut genug geführt ist. 

Der wichtigste Tipp bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung ist, dass Sie sich von Gewissheiten verabschieden, die eigentlich nur Vorurteile sind. Es gibt Bewohner, die im richtigen Pflegeheim tatsächlich noch einmal aufblühen. Es gibt Menschen, die sich bei einem sehr späten Umzug nicht mehr integrieren und sich von den Strapazen des Umzugs letztlich nicht mehr richtig erholen. Es kann sein, dass in der Einrichtung selbst gekochtes Essen hervorragend und frisch ist, es kann aber auch sein, dass aufgrund mangelnder Weiterbildung und Veränderungsbereitschaft der Speisezettel des Koches stark an die 80er Jahre erinnert. Wohingegen es Caterer gibt, die ernährungsphysiologisch auf dem neuesten Stand sind und auch moderne Verfahren anwenden, um vorproduziertes Essen ansprechend und unter Erhalt seiner Vitamine und Mineralien liefern. Aber ebenso kann der Träger mit einem Billig-Caterer Verträge abgeschlossen haben, die mit seniorengerechter Verpflegung nichts zu tun haben. Gleiches gilt für die Wäscheversorgung und Hausreinigung. Wenn es Sie interessiert, erkundigen Sie sich einfach danach und lassen Sie sich von Betreuung bis Wäsche die Punkte erklären. Sie werden selbst entscheiden, ob die Antworten schlüssig und überzeugend sind. 

Weitere Indikatoren können natürlich die vom MDK vergebenen Pflegenoten sein. Auch diese muss die Einrichtung sichtbar und transparent kommunizieren. Sollte eine Note unter dem Durchschnitt liegen, muss das aber noch kein K.O.-Kriterium sein. Diese Noten zeigen in der Regel an, dass formal alles vorschriftsgemäß dokumentiert ist, und sagen nichts über Umgangston und Stimmung in der Einrichtung aus. Allerdings darf auch nicht verkannt werden, dass die Einhaltung dieser Vorschriften zum A und O des Pflegeberufes gehört und durchaus auf die Arbeitsmoral schließen lässt.

Es lohnt sich überdies die Preise genau zu vergleichen, sie können um bis zu 1.000 Euro monatlich differieren. Viele Beratungsstellen und auch die Sozialdienste der Krankenhäuser, die häufig bei der Suche nach einem Pflegeplatz behilflich sind, kümmern sich erstaunlicherweise nicht um die Preise. Das mag damit zu tun haben, dass sie bei einer Kostenübernahme durch die Sozialhilfeträger nicht auf die Kosten achten müssen. Lassen Sie sich also immer vorrechnen, wie hoch, bei welcher Pflegestufe, Ihre monatliche Zuzahlung wäre. Wenn Ihr Angehöriger Pflegestufe I hat, sollten Sie sich auch anschauen, wie sich die Kosten bei einer Höherstufung für Sie entwickeln. Mitunter steigt dann auch die private Zuzahlung. Pflegeheime sind eigentlich immer an Höherstufungen interessiert, da sich dadurch der Personalschlüssel erhöht – also die Anzahl der durch die Pflegesätze „refinanzierten“ Pflegekräfte. 
 

Hilfreich bei der Entscheidungsfindung: werpflegtwie!

Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen unser Bewertungsportal werpflegtwie bietet. Suchen Sie entweder gezielt nach einer Einrichtung oder lassen Sie sich neue Pflegeheime in Ihrer Umgebung aufzeigen. Informieren Sie sich dann mit Hilfe der jeweiligen Profile über die Modalitäten und die dort dokumentierten Erfahrungen Dritter. Wir freuen uns, wenn wir Ihnen auf diesem Wege helfen und auch ein Stück weit begleiten können. Warum Ihre aktive Teilnahme beim Bewerten der Pflegeeinrichtungen so wichtig ist, wird deutlich, wenn wir uns die Zukunft der Pflegenoten anschauen. Diese wurden bisher vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen vergeben und sind äußerst schwammig und kaum aussagekräftig.


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