Vereinigungen für pflegende Angehörige

Nicht nur für professionell Pflegende bestehen in Deutschland Vereinigungen. Auch für Personen, die sich informell -also nicht beruflich- der Pflege und Unterstützung anderer widmen, bestehen Netzwerkstrukturen. Nicht alle, die Personen mit Pflegebedarf angehören, pflegen auch. Und nicht alle, die sich nebenher um diese Personen kümmern, sind mit ihnen verwandt. So unterschiedlich die Konstellationen auch sein sollten: Die im Folgenden aufgeführten Netzwerke richten sich an diesen Großkreis von Personen. Die Netzwerke, Verbände etc. können dabei öffentlich oder auch privat organisiert sein. Wir haben untenstehend eine erste Auswahl für Sie zusammengestellt.

Eurocarers (Europäische Organisation zur Interessensvertretung pflegender Angehöriger)

Eurocarers ist ein europaweites Netzwerk für pflegende und sorgende An- und Zugehörige. Es wurde im Jahr 2006 in Luxemburg gegründet. Eurocarers ging damals aus zwei europäischen Netzwerken hervor: Carmen und Eurofamcare. Ersteres war ein Zusammenschluss zur Förderung integrierter (also vernetzter und disziplinübergreifender) Pflege. Zweites war ein Forschungsnetzwerk, das sich verstärkt pflegenden Angehörigen älterer Menschen widmete. Das neu entstandene Netzwerk setzt sich nun gleichermaßen für alle ein: „Dabei vertreten wir alle pflegenden Angehörigen, unabhängig von Alter oder Erkrankung der pflegebedürftigen Menschen.“, heißt es auf der Homepage. Eurocarers ist hinsichtlich der informellen Pflege/ Fürsorge besonders aktiv bezüglich folgender Aspekte: Forderungen nach Anerkennung, Wahlmöglichkeiten, soziale Integration sowie Chancengleichheit und umfassender Information. Ebenso stehen die finanzielle Sicherheit sowie die Anhörungs-, Mitbestimmungs- und Kontrollrechte der Angehörigen im Fokus.

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Wir pflegen e.V.

Wir pflegen e.V. ist die „Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Deutschland e.V.“ – Der Verein richtet sich also auch explizit an Angehörige sowie an „Zugehörige“, wie z. B. Nachbarn, Bekannte und Freunde. Kurz gesagt: An alle Personen, die einen anderen Menschen unentgeltlich betreuen, unterstützen oder informell pflegen. Übergeordnete Rolle spielt die Förderung gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen hinsichtlich der Wertschätzung informeller Pflege und Unterstützung. Denn, um einer anderen Person (langfristig) eine Stütze sein zu können, darf auch das Wohl der eigenen Psyche nicht zu kurz kommen. Außerdem sollte das Engagement keinen finanziellen Nachteil bedeuten. In der Realität sieht dies allerdings oft anders aus, vor allem bei der familiären Pflege/ Unterstützung:  Nicht selten wird die eigene Arbeitszeit verkürzt oder der Job sogar ganz aufgegeben, um für den Partner bzw. die Partnerin da zu sein. Hier gilt es, strukturelle Maßnahmen des Ausgleichs durchzusetzen. Auch hierfür macht sich der Verein stark. Er nimmt dabei die Leitlinie von Eurocarers zum Vorbild.

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KBV – Kassenärztliche Bundesvereinigung

Sie fragen sich, was die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit dem Engagement fürsorgender Angehöriger zu tun hat? Nun. Die KBV verfolgt u. a. ein spezielles Versorgungskonzept für pflegende Angehörige: Hierbei steht das potentielle Gesundheitsrisiko durch Pflege im Mittelpunkt der Betrachtungen: “Um die Pflege eines Angehörigen gewährleisten zu können, sind das Erkennen von pflegebedingten Gesundheitsgefährdungen, die Unterstützung in gesundheitlichen Belastungssituationen sowie die Diagnose von aus der Pflegetätigkeit resultierenden Erkrankungen von besonderer Relevanz.“, heißt es dazu von der KBV. Ein speziell für diese Personengruppe zugeschnittenes Versorgungskonzept kann helfen. Minimiert werden sollen die gesundheitlichen Risiken bei pflegenden/ begleitenden Zu- und Angehörigen. Worin bestehen die konkreten Leistungen der KBV? Auf ihren Seiten stellt sie Checklisten und weitere Dokumente zum Versorgungsprogramm zur Verfügung. Außerdem bietet sie auch Situationsanalysen, Beratungs- und Gesprächsangebote sowie frühzeitige Unterstützungs- und Präventionsangebote an. Gut zu wissen: Die KBV arbeitet eng mit dem GKV-Spitzenverband zusammen, wenn es um allgemeine Vereinbarungen zur Organisation der vertragsärztlichen Versorgung gibt. Dies betrifft indirekt also auch Absprachen zum Thema Pflegende Angehörige.

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PflegeBegleiter

Die koordinierende Bundesstelle vom “Netzwerk pflegeBegleitung“ ist an das Forschungsinstitut Geragogik e.V. (FoGera) in Düsseldorf gegliedert. Durch ihre acht Landesstellen, sind sie bundesweit relativ gut vertreten. Was ist Geragogik, fragen Sie sich? Wie bei der Pädagogik, wird sich hier mit bildungswissenschaftlichen und erzieherischen Themen auseinander gesetzt. Die Besonderheit liegt jedoch dabei, dass vor allem Personen höheren Alters in den Blick genommen werden. „PflegeBegleiter“ selbst ist ein Projekt des genannten Forschungsinstituts. Geboten werden in diesem Rahmen -und zwar unentgeltlich- nachbarschaftliche Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter, die zuvor entsprechende Schulungen durchlaufen haben. „Diese verstehen sich in einer Art „Brückenfunktion“ – sie geben pflegenden Angehörigen Informationen über Entlastungsmöglichkeiten und Hilfsangebote vor Ort und vermitteln damit ins professionelle System hinein.“, informiert die Homepage. Vernetzt werden, sollen auf diese Weise Angehörige, Nachbarn, Professionelle und Freiwillige. Angestrebt wird ein Austausch der einzelnen Akteure, damit eine umfassende Fürsorge entstehen kann, die gleichzeitig leicht zugänglich ist. Entlastet werden durch diesen Service diejenigen, die die informelle Pflege oder Fürsorge im weiteren Sinne bisher ganz alleine stemmen mussten.

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LPFA – Landesstelle Pflegende Angehörige (Nordrhein-Westfalen)

Der Service der LPFA besteht in telefonischer und schriftlicher Beratung für pflegende Angehörige. Auch Personen, die im weiteren Sinne mit der Pflege oder der Fürsorge ihnen naher Menschen zu tun haben, sind eingeladen, diesen Service zu nutzen. Darüber hinaus stellt die Homepage der LPFA viele nützliche Infos und Linksammlungen zur Verfügung. Unter anderem übernimmt die Landesstelle eine übergeordnete Funktion und verweist auf jeweils ortsnahe Beratungsstellen für detailliertere und individuelle Hilfen. Der Sitz befindet sich im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V. in Köln. Bundesweit ist diese Landesstelle, ausgehend vom online Engagement, eine der stärksten. Ähnliche Angebote existieren allerdings in jedem Bundesland. Wo genau Sie diese finden, erfahren Sie u. a. bei den bereits vorgestellten Vereinigungen/ Initiativen.

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