Pflegerobotik

 

Allgemeines

Die Technisierung der Pflegebranche nimmt Fahrt auf! Während sich derzeitig noch die Ethik-Kommissionen die Klinke in die Hand geben, stehen die Entwickler von Pflegerobotern längst in den Startlöchern. In den Ohren klingt einem direkt die Kritik vom jobfressenden Roboter, der der Pflegebranche auch den letzten Rest menschlicher Wärme entzieht. Vielmehr aber, so der Grundton auf Seiten der Entwickler, sollen Pflegeroboter die Pflegekräfte lediglich bei bestimmten Arbeitsschritten  entlasten. Es sei zwar auch die Unterhaltung und Interaktion zwischen Mensch und Maschine Teil der Konzeption. Im Vordergrund steht aber das Ziel, der Pflegekraft letztlich mehr Zeit mit der zu pflegenden Person zu verschaffen. Ebenso steht die körperschonende Arbeitsweise im Vordergrund. So sollen Pflegeroboter im Konkreten zum Beispiel schwere Hebe- und Lagerungsarbeiten übernehmen, immer unter der Aufsicht und Begleitung des pflegerischen (menschlichen) Fachpersonals.
 

Stand der Dinge und ausgewählte Beispiele 

Der Stand der Ansätze und  Entwürfe gibt es jedenfalls so einige! Der Industrieroboterhersteller Kuka möchte nun zum Beispiel Privatkunden und den Vertrieb von Service-Robotern ins Auge fassen. Seine Aufgaben? Bezogen auf den stationären Pflegesektor kann hier unter anderem Hilfe bei der Essens- und der Medikamentenausgabe genannt werden, ebenso häusliche Reinigungsarbeiten. „Diese Roboter könnten das Personal entlasten, indem sie die zeitaufwendigen Routinetätigkeiten übernehmen wie zum Beispiel das Einräumen von Tabletts nach dem Essen. Das verschafft den Pflegern dann auch mehr Zeit, sich mit den Patienten zu beschäftigen.“, heißt es in einer Pressemitteilung (Quelle 1).

Differenziert werden muss hierbei zwischen (1) technischen Gerätschaften, die nicht den Anspruch erheben, menschliche Züge zu imitieren und zwischen (2) humanoiden oder tierähnlichen Robotern mit Stimme, Gesicht und ausgepfeiltem „Sozialverhalten“. Dazu muss gesagt werden, dass soziale Umgangsformen auch für erstgenannte Technikprodukte wohl unabdingbar sind hinsichtlich der Akzeptanz interaktiver Serviceroboter.  Zwei folgende Beispiele sollen nun für beide Formen belangt werden: Zum einen der Care-O-bot, ein Produkt der Ingenieure des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. In der mittlerweile vierten Generation besteht der Care-O-bot, der zunächst mit massiven Agilitäts- und Übergewichtsproblemen zu kämpfen hatte. Auf der Homepage des IPA werden folgende Grundfähigkeiten der jüngsten Version beschrieben: Flexible und autonome Navigation; Manipulation und Greifen; Umgebungserfassung sowie die Objekterkennung. Mit seinen Armen und lediglich angedeuteten Display-Augen, trägt er zwar humanoide Grundzüge, im Fokus stehen diese aber nicht.

Als Vertreter der Lebewesen imitierenden Technik kann zum Beispiel die „Robbe“ PARO genannt werden. PARO ist eine interaktive Roboter-Robbe, entwickelt von AIST, einem führenden japanischen Pionier im Feld der Industrie-Automation. Diese ermöglicht, so die Hersteller, eine Tiertherapie in klinischen Umgebungen, wie Krankenhäusern und Betreuungseinrichtungen. Hier sind echte Tiere meist unerlaubt, aufgrund von Hygiene- und Sicherheitsrichtlinien. Mit seinen großen Augen, dem weichen Fell und den interaktiven Funktionen, stellt PARO ein mittlerweile akzeptiertes Mittel dar, um Barrieren zu überwinden. Er soll als Hilfsmittel für das Pflegepersonal dienen und stellt eine Art sozialen Katalysator dar.

Assistenz-Roboter in der Pflege für nicht-pflegerische Tätigkeiten (2012):

 

Ein Blick über die Ländergrenzen

Während in Deutschland die Skepsis teils noch sehr groß ist, vor allem, wenn es um die robotergestützte Arbeit mit Demenzpatienten geht, vertritt man in Japan eine sehr aufgeschlossene Einstellung. Japan, als eine führende Technik-Nation, ist bekannt für seine Kombination von Tradition und Moderne. Bei einer technikaffinen Gesellschaft liegt es nahe, dass Herausforderungen (so zum Beispiel dem demographischen Wandel) mit einem techniknahen Ansatz begegnet wird. Wie Deutschland, sieht sich auch Japan mit einem massiven Fachkräftemangel in der Pflege konfrontiert. Bis zum Jahr 2020 sollen es hochgerechnet um die 400.000 Pflegekräfte sein! (Quelle 2) - Zum Vergleich dazu: In Deutschland werden es „nur“ um die 11.000 sein.

Die technikgestützte Betreuung von pflegebedürftigen Personen trägt in jedem Falle gewisse Potentiale in sich. Wichtig ist aber, dass bei der Verwendung dieser nicht zuletzt die Entlastung der Pflegekräfte im Mittelpunkt steht sowie die Rückgewinnung von Zeit für den zu pflegenden Menschen! Wir werden hier in den nächsten Jahren auf eine äußerst dynamische Entwicklung blicken können, die sich vor dem Hintergrund unterschiedlicher Kulturkreise und variierender Technikakzeptanzen in zahlreiche Richtungen bewegen wird.

 

Besucher dieser Seite interessierten sich auch für folgende Themen:

Ambient Assisted Living (AAL)

Der Blick in die Zukunft - Ergebnisse des Kreativ-Workshop "Concept Car der Pflege"

Der Care-O-Bot

Die Pflegerobbe PARO

-----------------------------------

Im Text:

Quelle 1

Quelle 2