Schadet Musik dem Erinnerungsvermögen?

Das Georgia Institute of Technology fand in einer neuen Untersuchung heraus, dass Musik Menschen helfen kann, sich zu entspannen. Jedoch erschwert sie es, sich auf Dinge zu konzentrieren und sich daran zu erinnern - besonders wenn die Probanden älter sind. In der Studie war die Erinnerungsleistung der 60- bis 75-Jährigen um 10 Prozent geringer als die der 18- bis 30-jährigen Teilnehmer. Die Professorin Audrey Duarte erklärt, dass ältere Erwachsene Probeme hätten, irrelevante Geräusche auszublenden. "Im Alter verschlechtert sich auch das assoziative Gedächtnis", so Duarte. "Wenn wir älter werden, fällt es uns schwerer uns zu erinnern, welcher Name zu welchem Gesicht passt oder wo eine Unterhaltung stattfand. Sie rät Musik abzuschalten, wenn man sich auf etwa ein Gespräch oder ein Buch konzentrieren möchten. Wer sich leicht beim Autofahren ablenken lässt, sollte ebenfalls besser das Radio abdrehen.

Aus der Studie lässt sich schließen, dass besonders ältere Menschen Musik möglichst bewusst hören sollten. Dann kann sie aber eine Menge postivie Effekte haben, die ebenfalls in verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen wurden: Beim Hören harmonisieren sich viele Herz- und Kreislauftätigkeiten und weitere vegetative Körperfunktionen. Musik wird bei der Therapie von Schlaganfall- und Parkinson-Patienten eingesetzt, da sie die neurologische Regenration beschleunigen kann. Interessanterweise hat Musik besonders bei Demenzkranken erstaunliche Wirkungen. Sie reaktiviert sprachliche Kompetenzen vorübergehend, wirkt entspannend, schmerzlindernd und stimmungsaufhellend. Durch Musik können Erinnerungen und Emotionen wieder wachgerufen werden. Eine aufschlussreiche Broschüre zum Thema hat die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz herausgegeben, die sich hier zum Download findet.

Beim Musikhören werden Netzwerke im Gehirn aktiviert, die sich mit vielen anderen Arealen überlappen - so entstehen Gefühle und vor am inneren Auge ziehen zu den Klängen Bilder vorbei. Außerdem macht Musik Lust auf Bewegung und wird deshalb in vielen therapeutischen Angeboten eingesetzt, etwa bei der Reha nach einem Schlaganfall. Auf diese Weise verbessert sich die Feinmotorik deutlich schneller als durch Übungen ohne Musik. Besonders gut sind die Effekte, wenn die Patienten Stücke hören, die sie kennen und mögen. Und nicht nur das Musikhören hat viele positive Wirkungen auf das Gehirn. Es wurde nachgewiesen, dass das Gedächtnis bei aktiven Musikern länger erhalten bleibt und sich Demenz erst später bemerkbar macht. Wer bisher noch kein Instrument gelernt hat: Es ist nie zu spät! Zahlreiche Musikschulen, Volkshochschulen und Musiklehrer haben mittlerweile spezielle Angebote für Senioren im Programm.  

Foto: Flickr/seaners4real, CC-Lizenz BY 2.0

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