Mit Heilkräutern nicht nur gegen das Vergessen

Mit Heilkräutern nicht nur gegen das Vergessen

werpflegtwie-Gastautorin Dr. Andrea Flemmer ist Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin. Sie arbeitet im Umweltschutz und veranstaltet Podiumsdiskussionen zu Ernährungs-, Gesundheits- und Umweltthemen. Die Autorin hat bis heute zahlreiche Ratgeber rund um das Thema Medizin, alternative Therapien und Ernährung veröffentlicht.
In diesem Artikel befasst sie sich mit ausgewählten Möglichkeiten auf Kräuterbasis um Alzheimer und Demenz allgemein vorzubeugen und erträglicher zu machen:

Heilkräuter sind keine simplen Pillen

Leider gibt es gegen Demenzerkrankungen keine Wunderpillen oder -heilkräuter, die das Problem Demenz wirklich beseitigen können. Aber es gibt für Sie und uns viele Möglichkeiten, um Alzheimer & Co natürlich zu behandeln, der Krankheit vorzubeugen und sie leichter erträglich zu machen. Folgendes ist zum Teil bewiesen, zum Teil Erfahrung:

Ginkgo biloba L

Extrakte aus den Blättern des japanischen Tempelbaums (Ginkgo biloba) setzt man in der chinesischen Medizin seit Jahrhunderten für verschiedene Krankheiten ein. Bei uns verwendet man sie häufig gegen Demenz. Die Ginkgoblätter enthalten einige sekundäre Pflanzenstoffe wie z. B. Flavonoidglykoside und Terpenoide, die bislang nicht künstlich hergestellt werden können. Sie gelten als denkbare Ursache für die positive Wirkung dieses Naturheilmittels.
Für das Gehirn bzw. die Nerven sind die unverwechselbaren Blätter des Ginkgobaumes unübertroffen. Heutige Naturheilkundler schätzen ihre durchblutungsfördernde Wirkung und die damit verbundene geistige Leistungsverbesserung.

Im Grunde wirken die Inhaltsstoffe der Ginkgo-Blätter dem geistigen Abbau dreifach entgegen:
  • Ginkgo-Extrakt verbessert die Fließfähigkeit des Blutes und wirkt gegen Durchblutungsstörungen. Letztere äußern sich z. B. als Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Gedächtnisschwäche, Orientierungs- und Sprechstörungen.
  • Der Energiestoffwechsel im Gehirn wird angeregt. Die Folge: Es kann einen vorübergehenden Sauerstoffmangel besser verkraften
  • Der Ginkgo-Extrakt wirkt als Radikalfänger und soll sogar bei bereits vorliegender Schädigung des Gehirns noch Verbesserungen bewirken.
     
Vor längerer Zeit bereits führte man eine Studie mit gesunden Senioren am Institut für medizinische Psychologie der Universität München durch. Nach vierwöchiger Zufuhr von Ginkgo-Extrakt konnten sich die älteren Leute länger konzentrieren als Personen, die ein Scheinmedikament eingenommen hatten.
Die Ginkgo-Produkte gibt es als Tropfen, Dragees oder Filmtabletten. Alternativ gibt es auch Ginkgo-Tee, den man täglich genießen kann (ca. 12 g Ginkgo-Blätter auf 0,75-1,2 l Wasser). Zwar lösen sich nicht alle Wirkstoffe durch die Teebereitung, jedoch die Ginkgo-Flavonoide gehen zum erheblichen Teil in das Teewasser über. Empfehlenswert ist auch eine Kombination mit Grüntee und/oder Ginseng.
Damit die Pflanze gut wirkt, muss die Behandlung langfristig (mindestens 8 Wochen, bei guter Wirksamkeit auch länger), hoch genug dosiert und so früh wie möglich erfolgen - und vor allem im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans, das heißt: Methoden wie die Kunsttherapie oder ähnliche sollten die Behandlung mit Ginkgo ergänzen.
Anwendung finden vor allem zwei definierte Spezialextrakte von Ginkgo biloba (EGb 761 und Li 1370). 2008 wies das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) darauf hin, dass Patienten mit Alzheimer-Demenz von einer Therapie mit dem standardisierten Extrakt EGb 761 (Tebonin®) nur dann profitieren, wenn dieser regelmäßig in einer täglichen Dosierung von maximal 240 Milligramm in Tabletten- oder Tropfenform) eingenommen wird.
Ginkgo ist durch die kassenärztliche Versorgung zur Therapie der Alzheimer-Erkrankung zugelassen.


Das Blatt einer Gingko Biloba

Rosenwurz (Rhodiola rosea)

Man schreibt der Rosenwurz einen positiven Einfluss auf die geistige und körperliche Leistungskraft zu. Sie soll die Ausschüttung der Botenstoffe im Gehirn anregen und für das richtige Verhältnis aller dieser Neurotransmitter zueinander sorgen. Darüber hinaus erwartet man eine bessere Anpassung des Organismus an veränderte Lebensbedingungen. Dies wiederum soll eine gesteigerte geistige Wachheit, Aufmerksamkeit und Entscheidungsfähigkeit zur Folge haben. Dadurch erwartet man eine Reduzierung stressbedingter Beeinträchtigungen der Hirntätigkeit und dass Belastungssituationen besser verkraftet werden. Die Rosenwurz soll auch über antioxidative Inhaltsstoffe verfügen, die die Gehirnzellen vor dem Einfluss von Freien Radikalen bewahren.
Wissenschaftliche Untersuchungen, ob die gewünschte Wirkung eintritt, also eine Verbesserung der Gedächtnisleistung, wurden bislang leider nicht durchgeführt.

Baldrian (Valariana officinalis L. s. l.)

Üblicherweise setzt man Baldrian bei Nervosität und Schlaflosigkeit als Tee, Tinktur oder Pulver (z.B. Tabletten) ein. Baldrianzubereitungen beruhigen nicht nur, sie steigern gleichzeitig das Konzentrations- und Leistungsvermögen. Müde machen sie nicht, jedoch schwächt das Heilkraut die Wirkung von bestimmten Reizen ab, die auf das Gehirn einstürmen und zu Nervosität führen können. Derartige Reize können auch dazu führen, dass man nicht einschlafen kann. Ein Versuch bei verschiedenen Demenzproblemen ist Baldrian auf alle Fälle wert.
Die Wurzel wird  zum Beispiel in Form einer Teeabkochung (2 TL Baldrianwurzel bzw. einem  Aufgussbeutel mit ca. 1,5 g auf eine Tasse heißes Wasser, 10 – 15 Minuten ziehen lassen) verwendet. Auch Baldrian-Wein gibt es, der als Beruhigungsmittel bei Angst- und Spannungszuständen und sogar gegen Konzentrationsschwäche hilft.
Am besten ist jedoch ein Kaltauszug. Dazu übergießt man ein bis zwei Teelöffel Baldrian-Wurzel mit einer Tasse Wasser, lässt den Tee etwa zwölf Stunden ziehen, filtert ab und erwärmt auf Trinktemperatur. Dies nimmt man dann in kleinen Schlucken zu sich. Es gib jedoch auch fertige Frischpflanzen-Presssäfte.


Eine Baldrianpflanze

Eleutherokokkus- oder Taigawurzel (Eleutherococci radix)

Der Russische oder Sibirische Ginseng – wie die Taigawurzel auch genannt wird -  dient als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Dafür sind 2-3 g der Wurzel täglich zu empfehlen. Die Pflanze stammt aus Sibirien und der Extrakt wird aus der Wurzel in Russland produziert. Hat man einen sehr hohen Blutdruck oder erlitt sogar einen Infarkt, so ist die Pflanze nicht zu empfehlen.

Gelbwurz-Wurzelstock (Kurkuma, Curcumae longae rhizoma incl. Javanische Gelbwurz, Curcumae xanthorrhizae rhizoma)

Das südasiatische Gewürz Gelbwurz, Kurkuma oder Turmerik aus dem Wurzelstock des Ingwergewächses Curcuma longae gibt es auch als Arzneipflanze in Pulverform sowie alkoholischen Trocken-Extrakt. Als Gewürz erhält man Kurkuma sogar in Bioqualität. Es schmeckt bitterscharf. Sein Farbstoff Kurkumin besitzt antioxidative Wirkung, schützt also vor den negativen Wirkungen des Sauerstoffs. Man geht von einer mittleren Tagesdosis von 2 g des Heilkrauts aus. Sollte man Tee bevorzugen, ist es besser Produkte zu wählen, die den Forderungen des Europäischen oder Deutschen Arzneibuch entsprechen (in der Regel nur in der Apotheke oder Reformhaus erhältlich).


Der gemeine Gelbwurz

Weitere Heilkräuter und Anwendungen, die bei Demenz helfen können, finden Sie in ihrem Buch "Demenz natürlich behandeln - Das können Sie selbst tun, So helfen Sie als Angehöriger".

Text: Dr. Andrea Flemmer
Titelbild: Dr. Andrea Flemmer
Fotos: pixabay (User: ivoxis, wikimediaImages, wobogre)

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