Werpflegtwie zu Besuch auf dem Hauptstadtkongress 2017

Werpflegtwie auf dem Hauptstadt Kongress 2017 

Der 20. Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit präsentierte sich mit dem Slogan: „Dabei sein. Mitreden. Mitentscheiden.“ und verspricht eine Plattform zu bieten, auf der Akteure aus Politik, Wirtschaft und dem Gesundheitswesen miteinander ins Gespräch kommen. Im Schwerpunkt ging es diesmal um „Qualität und nachhaltige Finanzierung“. Da fühlte sich werpflegtwie direkt angesprochen und schickte Trainee Lena los, mal zu schauen, ob der Hauptstadtkongress im Jahr 2017 hält, was er verspricht.

Sensibilisiert für Fragen, wie Pflegedienstleistungsanbieter ihre Pflege- und Servicequalität verbessern und dazu in eine offene Kommunikation auf Augenhöhe treten können, zog Lena los und gibt hier einen Einblick. 

Medizin und Gesundheit stehen hier im Mittelpunkt
 

Statements zum Pflegestärkungsgesetz

In der Veranstaltung „Die Pflegestärkungsgesetze und ihre Auswirkungen auf Pflegebedürftige, Pflegekräfte und Pflegeeinrichtungen“ wollte ich mir einen Eindruck verschaffen welche Herausforderungen die jüngste Pflegereform Pflegestärkungsgesetze 1, 2 und 3 hören.
 
Die geladenen Experten Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Dr. Siiri Ann Doka, Dr. Elisabeth Fix, Rolf Höfert und Dr. Peter Pick waren in ihren Ausführungen überwiegend einer Meinung: Eine der größten Befürchtungen, nämlich dass körperlich Beeinträchtigte nach der Umstellung auf die fünf Pflegegrade schlechter gestellt würden, sei bis dato nicht zu erkennen. „Keine größeren Verluste zu beklagen“, nennt dies Frau Dr. Siiri Ann Doka von der Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE. Die Regelung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes wird als tatsächlicher Paradigmenwechsel in der Pflege bezeichnet und führt laut Dr. Elisabteh Fix vom Deutschen Caritasverband in der Praxis dazu, dass mehr Leistungen abgerufen werden könnten. Bei all der positiven Darstellung bleibt bei mir dennoch die Frage unbeantwortet, ob dieses Mehr an Leistungen auch wirklich bei den Pflegebedürftigen ankommt und entsprechend der Bedürfnisse genutzt werden kann. Denn, so heißt es auch, dieses Mehr an Leistungen sei jetzt oftmals „teurer“. Es ist ein Kritikpunkt, der zwar nur kurz aufkommt, aber sehr entscheidend für die weiteren Auswirkungen der Pflegereformen ist. Doch die Kritik an den PSGs hielt sich in Grenzen und positive Aspekte, wie die Tatsache, dass zusätzliche Betreuungsleistungen für alle Pflegebedürftigen zur Verfügung stehen, wurden unisono hervorgehoben. Die jüngste Pflegereform wurde als großer Erfolg und lernendes System bezeichnet.
 

Umstellung für den MDK 

Dass die PSG 1-3 schon wirksam sind, davon ist auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen überzeugt. Auch, wenn es sich bei dem neuen MDK-Begutachtungen ebenfalls um einen Lernprozess handelt, hat der MDK viel Gutes zu berichten. Laut Dr. Peter Pick, dem Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V., zeigt der Blick auf die Praxis, dass Pflegebedürftige sowie Angehörige sich in positiver Art und Weise über das neue Verfahren äußern. Das läge zum einen daran, dass die Einschränkungen der Betroffenen durch das neue Instrument besser erfasst würden und zum anderen daran, dass Prävention gezielter ansetzt. Die Anträge auf Pflegeleistungen seien mittlerweile um ca. 20-30% angestiegen und durch die neue Begutachtung erhielten auch deutlich mehr Antragsteller einen Anspruch auf die Leistungen der Pflegeversicherung. 


Berichterstattung vom MDK
 

Klein gehalten

Im Anschluss an die Statements war eine Podiumsdiskussion geplant. Ganze zwei Wortmeldungen aus dem Publikum wurden zugelassen. Im ersten Beitrag wurde davon berichtet, dass Pflegekräfte seit Januar mit einer erhöhten Arbeitsbelastung zu kämpfen hätten. Ein zweiter Publikumsbeitrag problematisierte, dass es Familienunternehmen in der Pflegebranche kaum möglich sei gewinnorientiert zu wirtschaften – und gleichzeitig große Konzerne immer höhere Profite erzielten.
Bei Karl-Josef Laumann, als anwesender Vertreter der Regierung, schien es mir als ob er nicht in ein offenes Gespräch mit dem Publikum treten wollte. Bei mir kam der Eindruck auf, dass alle froh und dankbar sein sollten. Dankbar, dass die Politik mal ungewöhnlich schnell gehandelt hat.
 
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich hätte mit einem Sitzkreis für alle Anwesenden gerechnet. Doch auch, wenn der Pflegekongress mir informativ, innovativ und als wichtiges Instrument erscheint, als eine offene Plattform mit einer Diskussion auf Augenhöhe habe ich ihn nicht erfahren.

Text und Fotos: Lena Thiem

 

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