Gastbeitrag: Liebevolle Pflege mit digitaler Unterstützung
Maria Winter* (*Name geändert) blickt auf ein Tablet: „Genauso eine Katze hatte meine Schwester früher“, erinnert sich die 86-Jährige lächelnd. Winter ist eine von 46 Bewohnern des Casa Medici, einer Pflege-Einrichtung der WGfS GmbH in Filderstadt. Die auf dem digitalen Gerät gespeicherten Film-, Foto-, Musik- und Spielesammlungen aktivieren Erinnerungen bei der Seniorin, von denen sie Pflegekräften oder Mitbewohnern erzählt.
„Der Austausch über Bilder und Filme oder gemeinsame Rätsel-Runden mithilfe des Tablets helfen älteren Menschen, geistig rege zu bleiben“, sagt Ivanna Großgut, Wohlfühlmanagerin bei der WGfS. „Nicht nur bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind, sorgen positive Erinnerungen für Wohlbefinden“, erklärt die studierte Sozialpädagogin einen der Gründe, weshalb ihr Arbeitgeber sich für die digitalen Helfer bei der Betreuung entschieden hat.
Tablets stehen auch den Mitarbeitern zur mobilen Pflegedokumentation zur Verfügung. „Früher haben die Kollegen rund 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der gesetzlich geforderten Pflegedokumentation verbracht“, berichtet Informationsmanagerin Nadiia Glock. Dieser Wert konnte mit digitalen, gut strukturierten Prozessen etwa um die Hälfte reduziert werden. So nutzt die WGfS heute ein einheitliches Informationssystem, dieses ermöglicht – in Echtzeit – einen interaktvien, reibungslosen Kommunikationsablauf aller am Pflegeprozess beteiligter Parteien. Das Ergebnis: Es bleibt mehr Zeit für die Pflegebedürftigen.
Apotheker und Ärzte, die mit der Pflegeeinrichtung zusammenarbeiten, haben online Zugriff auf einen datengeschützten Bereich im WGfS-System. Das spart zeitaufwändige Faxsendungen sowie Papier und Tinte. Außerdem können Mitarbeiter Fragen an die behandelnden Ärzte stellen und bekommen zeitnah eine Antwort auf ihr Tablet, genannt Carepad, welches sie immer mitführen. Apotheker wiederum wissen nun mit einem Blick in den digitalen Medikamentenplan, welche Medikamentenblister bereitgestellt werden müssen, um die einzelnen Stationen der WGfS zu versorgen. Ein weiterer Vorteil für die rund 250 Mitarbeiter des Pflegedienstleisters das webbasierte Mitarbeiterportal, auf dem jeder mit seinem persönlichen Login seine Zeiterfassung, Nachrichten, Aufgaben sowie sein Urlaubskonto einsehen und bearbeiten kann. Eine integrierte Softwarelösung unterstützt Pflegedienstleiter dabei, einen zum vorgeschriebenen Personalschlüssel passenden Dienstplan zu erstellen.
Rund 100.000 Euro kostete die WGfS die Digitalisierung, inklusive Schulungen, Hard- und Software sowie dazugehörender Sicherheitszertifikate. Durch den Einsatz der digitalen Informationstechnologie stieg der Ertrag um bis zu zwölf Prozent, die Anzahl der versorgten Kunden um 15 Prozent. „Durch schlank strukturierte Prozesse und eine vollständige Pflegedokumentation konnten wir außerdem unsere Qualität verbessern“, betont Glock. Das bestätigt das Institut für Qualitätskennzeichnung von sozialen Dienstleistungen (IQD) mit sehr guten Auditergebnissen.
Besonders stolz ist die Informationsmanagerin auf eine Auszeichnung, die der WGfS zu Beginn des Jahres verliehen wurde: In Frankfurt standen Nadiia Glock und Geschäftsführer Daniel Splettstößer neben Unternehmensvertretern von Daimler, DPD oder Microsoft Deutschland auf der Bühne. In Vertretung ihres Arbeitgebers nahmen die beiden den deutsche Exzellenz-Preis für herausragende Leistungen in der Wirtschaft entgegen: Die WGfS erreichte den ersten Platz in der Kategorie Digitale Service B2C.
Die Filderstädter Wohngemeinschaft für Senioren (WGfS GmbH) beweist digitale Kompetenz: Geschäftsführer Daniel Splettstößer und Informationsmanagerin Nadiia Glock nahmen im Januar in Frankfurt den Deutschen Exzellenzpreis im Bereich Digital Service B2C entgegen.
Text: Silke Blumenröder
Foto: DISQ
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